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Text File  |  1998-04-27  |  4KB  |  60 lines

  1. Titel  :  Blueboxing quo vadis...
  2. Autor  :  Henne (henne@mafia.ccc.de)
  3. Datum  :  27.12.92
  4.  
  5. Die Veranstaltung sollte einen Überblick über die Ereignisse im Blueboxing-
  6. Bereich im Jahr 1992 geben und die zukünftigen Betätigungsfelder der
  7. Phreaks darstellen.
  8.  
  9. Andy vom CCC stellte fest, daß die Telekom durch die amerikanische
  10. Telefongesellschaft AT&T und einige kleinere Gesellschaften zum Handeln
  11. gezwungen wurde nachdem publicity- und geldgeile Kids sich in der
  12. Öffentlichkeit als Blueboxexperten in diversen Magazinen produziert hatten.
  13. Dabei war weniger der finanzielle Schaden für die Telekom relevant sondern
  14. eher der Imageverlust. Die Folge war die Anschaffung teurer Geräte von
  15. British Telecom, die einige für die Vermittlungsrechner eigentlich zu kurze
  16. C5-Codes erkennen und zurückschicken. Einfache Filter würden nicht helfen,
  17. weil sie durch die Erhöhung der Lautstärke bzw. leichte
  18. Frequenzschwankungen unwirksam würden und sie auch die normale Sprach-
  19. und Datenkommunikation stören würden. Diese Vorrichtungen machen den
  20. meisten Nur-Anwendern, die einfach PC- bzw. Amiga-Programme einsetzen das
  21. Leben/Telefonieren schwer, für die wahren Phreaks jedoch, die das technische
  22. Verständnis mitbringen sind sie aber keine unüberwindliche Hürde.
  23. Bei digitalen Vermittlungsstellen kamen zusätzlich noch Fangschaltungen bei
  24. potentiellen Blueboxern hinzu. Dem CCC sind jedoch keine konkreten
  25. Anschuldigungen der Telekom gegenüber einzelnen Personen bekannt. Die
  26. Meldungen von Hausdurchsuchungen scheinen Panikmache einer bestimmten
  27. Gruppe zu sein. Anzeigen gab es nur gegen einige Anbieter, die kommerziell
  28. sogenannte Freephones verkauften, selbst diesen Leuten war jedoch nur mit
  29. dem Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs beizukommen und nicht mit einer
  30. Strafanzeige wegen Erschleichung von Dienstleistungen oder Aufruf zu einer
  31. Straftat. Das zeigt die schwache rechtliche Position der Telekom im Bereich
  32. Blueboxing. Der CCC hatte auch die Telekom zur Podiumsdiskussion eingeladen
  33. um eine Stellungnahme aus erster Hand zu erhalten, leider sei jedoch kein
  34. Mitarbeiter abkömmlich gewesen.
  35. Neben diesen technischen Vorrichtungen drohte die Telekom auch mit
  36. strafrechtlichem Vorgehen gegen Blueboxer, es ist jedoch fraglich, inwieweit
  37. die Aktionen beweisbar sind und ob sich der Aufwand für die Telekom lohnen
  38. würde. Rop von Hacktic (Holland) meinte dazu, daß diese Unregelmäßigkeiten
  39. von der holländischen Post in der Regel nicht verfolgt werden, weil der
  40. Aufwand größer als der Nutzen sei. Oft sind sie sogar froh darüber, daß die
  41. Phreaks Sicherheitslöcher im Telefonnetz aufdecken, auch wenn sie meistens
  42. nicht in der Lage sind, sie schnell und ausreichend zu stopfen.
  43. Ganz anders sehen es die Vertreter der SRI, einer internationalen Vereinigung
  44. für Computersicherheit mit engen Verbindungen zu CIA, NSA, usw. Die Leiter
  45. der SRI (Parker/USA und Lindup/GB) haben bereits Kontakte zur
  46. holländischen und deutschen Blueboxerszene aufgenommen um abzuklopfen, ob
  47. sich hier ein sicherheitsrelevanter Bereich auftut, der entsprechend
  48. kommerziell abgedeckt werden kann um die Sicherheit des Welttelefonnetzes
  49. auch in Zukunft durch neue Technik bzw. neue Gesetze garantieren zu
  50. können.
  51.  
  52. In Zukunft werden die Phreaks sich vermehrt mit den C7-Codes und digitalen
  53. Ortsvermittlungsstellen beschäftigen, bei denen Sprech- und Zeichengabekanal
  54. getrennt sind. Dies wird zwar noch schwieriger, bietet aber auch mehr
  55. interessante Möglichkeiten.
  56.  
  57. Man wird sehen...
  58.  
  59.  
  60.